„Entscheidend ist für uns: Was braucht der Betroffene? Was wünscht sich der Patient?“, so Frau Dr. Grabhorn. Zudem sei ihr die sogenannte Gendermedizin wichtig, aber auch neueste Erkenntnisse über Mikronährstoffe und ihren Beitrag zur Heilung mit einfließen zu lassen.
„Wir wollen auch Geschlecht, Alter und Hormonhaushalt berücksichtigen und in Bezug zu der psychischen Störung setzen.“ Zudem wird die stationäre Therapie in der Nachsorge von der computergestützten Online-Intervention „Minddistrict“ ergänzt, die den Betroffenen individuelle Inhalte mithilfe mobiler Tagebücher und Fragebögen bietet. Im Gespräch mit Dr. Stephanie Grabhorn und Moderation Nina Marlisa Lenzi gaben die beiden prominenten Gäste, der Sportler, Coach und Autor Sven Hannawald sowie die Schauspielerin und Autorin Nova Meierhenrich persönliche Einblicke in das Krankheitsbild Depression und Burnout.
„Ich musste meinem Verstand beibringen, dass der Körper Nein sagt,“ so Hannawald, der sich seinerzeit eine Klinik wie die Blomenburg gewünscht hätte. „Ich habe viele Einrichtungen gesehen. Die Blomenburg ist wirklich etwas Besonderes, das merkt man schon bei der Ankunft.“ Für ihn sei damals bei der Auswahl einer Klinik sehr wichtig gewesen, dass es dort keinerlei Verbindung zu seinem Alltag gibt.
„Ich brauchte einen neutralen Ort und totale Abgeschiedenheit.“ Eine Woche habe er auf dem Zimmer verbracht, bis er sich wieder in der Lage fühlte, andere Menschen beim Essen und in Gemeinschaftsräumen zu treffen: „Ich habe mich total abgekapselt. Und schon lange davor kamen weder Familie noch mein Trainer an mich heran", so Hannawald.
Heute sei er dankbar für die Zeit, die eine große Veränderung angestoßen habe: „Durch meine Krankheit habe ich auch bei uns in der Familie viel aufgebrochen.“ Einen Rückfall fürchte er nicht, heute wisse Hannawald, was geht und was nicht: „Ich gebe immer noch 120 Prozent, aber heute weiß ich, dass ich eine Pause brauche, bis der Körper wieder voll da ist. Meierhenrich brachte den Aspekt der weit verbreiteten Co-Depression ein. Sie fühlte sich über Jahre hinweg für ihren schwer erkrankten Vater verantwortlich: „Mein ganzes Leben hat sich nur noch um ihn gedreht.
Ich dachte, ich muss das hinkriegen.“ Auch sie rutschte in ein tiefes Loch, wurde depressiv: „Ich habe dann tagelang die Wand angestarrt.“ Heute ist die Schauspielerin für einen offenen Umgang mit dem Krankheitsbild, von dem jedes Jahr 18 Millionen Menschen allein in Deutschland betroffen sind. „Wir müssen lernen, über diese Krankheit zu reden.“ In ihrem Umfeld gehe sie deshalb offen mit Depressionen um. „Ich bin für das Thema sensibilisiert. Es ist wichtig, Betroffenen immer wieder die Hand zu reichen und zu sagen: Ich bin da.“
Die Arbeiten zur Umgestaltung der Blomenburg begannen im vergangenen Jahr und wurden im Juli 2019 abgeschlossen. Das Investitionsvolumen für die Restaurierung liegt bei 20 Millionen Euro. Es sind 55 Arbeitsplätze in den Bereichen Medizin, Pflege, Therapie, Verwaltung und Hotellerie neu entstanden. Die gehobene Küche, das breite Sportangebot, darunter unter anderem therapeutisches Boxen, sowie der Concierge-Service für die komfortabel ausgestatteten Zimmer und Suiten in drei Kategorien, vermitteln Hotel-Atmosphäre und bieten die besten Voraussetzungen zur Regeneration.
Bevor die ersten Patient:innen im September in die 69 Zimmer der Privatklinik einziehen, luden der damalige Geschäftsführer und Chefärztin Dr. Stephanie Grabhorn Fachpublikum und Akteure zu einem entspannten Opening mit Führung, Dinner und Talk. 200 Gäste folgten der Einladung und lernten die Räumlichkeiten und Angebote des aufwendig restaurierten Jagdschlosses aus dem 19. Jahrhundert kennen.
Zu Gast bei der Eröffnungsfeier war auch das kreative Multitalent Lars Ruppel, der die Veranstaltung mit seinen dichterischen Künsten als Poetry Slammer bereicherte und mit großer Wortgewandtheit und einzigartiger Lyrik die Mission der Blomenburg verdeutlichte. Sowohl das eingesprochene Gedicht, als auch den Text selbst, können Sie sich im Folgenden herunterladen: