Ob Burnout oder Depression: Der Leidensdruck ist enorm. Arbeitsunfähigkeit, körperliche Erkrankungen, Beziehungskonflikte und soziale Isolation sind häufige Folgen.
Im Gegensatz zur Depression ist das Burnout-Syndrom kein eigenständiges Krankheitsbild in den aktuellsten Klassifikationssystemen. Burnout kann lediglich als Zusatzdiagnose gestellt werden. Häufig hört man von einem Burnout als „Modediagnose“ oder einer verschönernden Bezeichnung einer Depression, da das Vorliegen dieser psychischen Erkrankungen noch immer stigmatisiert ist.
In den Augen vieler Menschen – und sogar denen Betroffener selbst – stellen Depressionen leider immer noch ein Zeichen von Schwäche dar, wohingegen die Erschöpfung als zentrales Symptom des Burnouts signalisiert, die Person müsse zuvor viel geleistet haben. Fest steht, dass beide Beschwerdebilder einen großen Leidensdruck verursachen und allen Betroffenen Hilfe zusteht!
Zentrale Symptome Burnout und Depression
Burnout bezeichnet einen allgemeinen Erschöpfungszustand. Typisch ist das „Ausgebrannt Sein“. Als Syndrom umfasst es die Dimensionen emotionale Erschöpfung, Depersonalisierung/Zynismus und verminderte subjektive Leistungsbewertung. Weitere Anzeichen sind unter anderem:
- Schlaflosigkeit
- Niedergeschlagenheit
- mangelnde Energie und Motivation
- gereizte Stimmung
- Gefühle der Verzweiflung
Ein Blick auf die Anzeichen einer Depression zeigt jedoch einige Übereinstimmungen. Zentral sind hier der Verlust an Interessen und Freude, gedrückte Stimmung und Antriebslosigkeit, doch eben auch körperliche und geistige Erschöpfung, gepaart mit Schlaflosigkeit, Verzweiflung und Hoffnungslosigkeit. Zudem werden sowohl Burnout als auch Depression von somatischen Beschwerden wie Verdauungsproblemen oder Kopf- und Rückenschmerzen begleitet. Die reine Betrachtung der Symptome macht eine Unterscheidung also zunächst schwierig.
Ein Blick auf Entstehung und Ursachen
Einem Burnout geht in der Regel eine Phase hoher Arbeitsbelastung voraus. Der Prozess bis hin zur totalen Erschöpfung ist schleichend. Zu Beginn sind Betroffene oft motiviert und engagiert. Sie bürden sich viele Aufgaben auf und zeigen eine hohe Leistungsbereitschaft. Wenn der Stress die Überhand gewinnt, kommt es irgendwann zu einem Leistungsabfall. Es folgt beruflicher und privater Rückzug.
Die Erkenntnis, den eigenen Standards nicht mehr gerecht werden zu können, führt zu Versagensängsten und Minderwertigkeitsgefühlen. Eine Depression kann bereits diagnostiziert werden, wenn die zentralen Symptome über mindestens zwei Wochen vorliegen. Die Ursachen und Auslöser gehen außerdem über den Arbeitskontext hinaus, sind vielfältig und manchmal auch gar nicht genau festzumachen.
Gerade bei einem fortgeschrittenen Burnout überschneiden sich die Symptome mit denen einer Depression zunehmend. Es ist wichtig, hier genauer hinzusehen: Hinter dem Burnout kann eine Depression stecken. Hin und wieder wird auch von einer Erschöpfungsdepression gesprochen.
Jeder Mensch, ob jung oder alt, angestellt oder selbstständig, Einpersonenhaushalt oder Großfamilie, Pflegeberuf oder Vorstand, kann sowohl ein Burnout erleiden, als auch an einer Depression erkranken. Bei Depressionen ist, wie bereits erwähnt, für die Diagnose jedoch nicht von Bedeutung, ob die typische „Burnout-Spirale“ aus Überengagement und totaler Leistungsbereitschaft mit abschließender Überforderung und Resignation einhergegangen ist.
Für eine Depression ist mangelnder Antrieb, Hoffnungslosigkeit und ein geringeres Selbstvertrauen ohne vorangegangene Arbeitsüberlastung möglich. Andauernder Stress kann, aber muss kein entscheidender Faktor bei ihrer Entstehung sein.
Unterschiede in der Behandlung bei Burnout und Depression
Da ein Burnout als Resultat arbeitsbedingten Stresses und Überforderungen gesehen wird, finden u.a. folgende Bausteine in der Behandlung ihren Platz:
- Coachings zu Stressmanagement und Ressourcenverteilung
- Neubewertungen oder Umstrukturierungen hinsichtlich der Arbeitssituation
- Hinterfragen und Modifizieren der eigenen Anforderungen
- Ggf. Kommunikationstraining
Hat das Burnout einen Schweregrad erreicht, bei dem nun auch von einer Depression gesprochen werden kann, ist eine spezifische psychotherapeutische, bei Bedarf auch durch Psychopharmaka unterstützte Therapie notwendig. Je nach Einschränkungen gibt es in beiden Fällen ambulante und stationäre Behandlungsmöglichkeiten.
Achtung in beide Richtungen!
Ob ein Burnout oder bereits eine Depression vorliegt, ist für die Behandlung nicht irrelevant. Beispielsweise kann eine Auszeit in Form von Urlaub einem Burnout bereits entgegenwirken. Bei Depressionen hingegen kann ein gewisses Maß an Arbeit sogar vorbeugend oder hilfreich sein. Urlaub verschlimmert möglicherweise die Symptome, da die Betroffenen zu glauben beginnen: „Die Depression ist mit an Bord, nichts und niemand kann mir helfen.“
Ob Burnout, Depression oder Depression in Folge von Burnout: Sie dürfen sich Hilfe suchen! Weder das eine, noch das andere ist ein Zeichen von Schwäche oder mangelnder Ausdauer. Sich aufzuopfern und körperliche und psychische Warnsignale zu ignorieren, bis der letzte Tropfen Sprit aufgebraucht ist, bringt Sie im wahrsten Sinne des Wortes nicht ans Ziel.