Weil Betroffene oft keinen konkreten Auslöser ihrer starken Angst ausmachen können, erwarten sie eine geistige oder körperliche Katastrophe, wodurch die Panik weiter angekurbelt wird.
Eine Panikattacke kennzeichnet sich durch das plötzliche Auftreten starker Angst. Diese Angst äußert sich sowohl psychisch als auch körperlich und die Symptome erreichen innerhalb weniger Minuten ihren Höhepunkt. Zu den häufigsten Symptomen gehören:
- Herzrasen
- Schwindel und Ohnmachtsgefühle
- Schweißausbrüche
- Zittern
- Hyperventilation
- Atemnot und Kurzatmigkeit
- Schmerzen in der Brust
- Hitze- und Kältewallungen
- Angst, verrückt zu werden oder zu sterben
- Gefühl, die Kontrolle zu verlieren
Die Dauer der Symptome variiert, im Schnitt dauert eine Panikattacke jedoch 30–45 Minuten. Im Anschluss fühlen sich Betroffene meist müde und erschöpft – nicht verwunderlich: die psychischen und körperlichen Reaktionen bedeuten für den Körper einen absoluten Ausnahmezustand.
Entstehung von Panikattacken
Ein Panikanfall beginnt meistens mit einer körperlichen oder psychischen Veränderung, die von der Person wahrgenommen wird. Das können zum Beispiel ein erhöhter Herzschlag oder Konzentrationsprobleme sein. Für diese wahrgenommenen Veränderungen gibt es ganz unterschiedliche Auslöser (Tabak,- Alkohol- oder Koffeinkonsum, körperliche Anstrengung, Hitze, Müdigkeit etc.). Wird nun beispielsweise der erhöhte Herzschlag als gefährlich interpretiert, löst das Angst oder Panik aus, woraufhin sich die Symptome verstärken.
Der Prozess stellt für Betroffene also einen Teufelskreis dar:
- Wahrgenommene Veränderung (erhöhter Herzschlag)
- Assoziation mit Gefahr („Hilfe, ich bekomme einen Herzinfarkt!“)
- Entstehung von Angst
- Verstärkung der Symptome (schnellerer Herzschlag, Zittern, Schwitzen usw.)
Die Wahrscheinlichkeit für einen Panikanfall steigt, je höher das allgemeine Stressniveau einer Person ist. Was zu einer erhöhten Grundanspannung beiträgt, kann aber natürlich von Person zu Person unterschiedlich sein.
Weitere Faktoren, die einen Einfluss auf die Entstehung und den Verlauf einer Panikattacke haben, sind Betroffenen nur selten bewusst:
- Erschöpfung
- Hormonelle Schwankungen
- Einnahme von Medikamenten oder Drogen
- Ängstliche Persönlichkeit
- Organische Ursachen (z.B. Schilddrüsenerkrankungen)
- Schicksalsschläge
- Schwierige Lebenssituation
Panikattacken & psychische Erkrankungen
Panikattacken treten nicht nur in Zusammenhang mit Panikstörungen auf. Auch Betroffene spezifischer Phobien, generalisierter Angststörungen oder Depressionen berichten von solchen akuten Angstanfällen, weshalb eine ausführliche Diagnose bei Patient:innen mit Panikattacken essenziell wichtig ist. Eine Panikstörung tritt oft gemeinsam mit einer Agoraphobie auf. Personen zeigen hier nach einem Panikanfall ein deutliches Vermeidungsverhalten.
Sie befürchten, in bestimmten Situationen (öffentliche Verkehrsmittel, Geschäfte, Menschenschlangen etc.) einen erneuten Panikanfall zu erleiden und dass eine Flucht nur schwer möglich oder gar peinlich werden könnte. Wie bei allen Angststörungen führt Vermeidung dazu, dass die Angst aufrechterhalten wird, da keine gegenteiligen Erfahrungen gemacht werden.
Vorsicht geboten
Bestimmte Substanzen, auch Medikamente, wirken stimulierend und können spürbare körperliche Veränderungen hervorrufen. Wenn Sie ein feines Gespür für Ihren Körper haben, ängstlich sind oder zu Panikattacken neigen, sollten Sie auf Tabak, Koffein, Alkohol oder andere Drogen so gut wie möglich verzichten.
Entspannungstechniken
Nicht nur in der Situation selbst kann es hilfreich sein, durch bestimmte Atemübungen eine Hyperventilation zu vermeiden. Auch das regelmäßige Praktizieren solcher Übungen versetzt Körper und Geist in einen entspannteren Grundzustand und reduziert Stress, was die Auftretenswahrscheinlichkeit für Panikanfälle senkt.
Ungefährliche Angst
Keine Angst vor Angst: Unsere Angst möchte uns nicht schaden. Im Gegenteil, diese Emotion hat ursprünglich eine sehr wichtige Funktion, indem sie uns warnt und vor Gefahren beschützen möchte. Es ist sinnlos, gegen sie anzukämpfen. Sich vor Augen zu führen, dass die Angst auszuhalten, nicht gefährlich und vorübergehend ist, kann bereits ein erster Schritt sein.
Interpretationen
Bei der Behandlung von Panikanfällen ist die Umdeutung der Fehlinterpretationen körperlicher Veränderung im Rahmen der Psychotherapie ein wichtiger Bestandteil. Gibt es für den erhöhten Herzschlag oder die Schweißperlen vielleicht noch eine andere Erklärung außer einen bevorstehenden Herzinfarkt? Vielleicht ist es heiß, Sie sind schwungvoll aufgestanden oder eine Treppe hochgelaufen. Mit alternativen Erklärungen können Sie versuchen, dem Aufschaukelungsprozess einer Panikattacke entgegenzuwirken.
Solange die Angst uns nicht einschränkt und uns am alltäglichen Leben unbeschwert teilhaben lässt, gibt es keinen Grund, sie zu fürchten. Insbesondere bei Panikattacken und Panikstörungen ist es wichtig zu verstehen, dass nicht die Angstanfälle an sich schädlich für uns sind! Schlimmer sind die Gedanken und Verhaltensweisen, die mit ihnen einhergehen und welche dafür sorgen, dass sie erneut auftreten und Betroffene sich immer mehr zurückziehen.
Regelmäßige Panikattacken sollten kein Dauerzustand sein, glücklicherweise sind sie aber gut behandelbar. Tipps und vorbeugende Maßnahmen können bis zu einem gewissen Punkt nützlich sein. Sollten Sie aber merken, dass ihre Ängste überhandnehmen, ist es ratsam sich professionelle Hilfe zu suchen.