Schätzungen zufolge gibt es zwischen 200.000 und 300.000 Arbeitssüchtige in Deutschland, wobei der Begriff Arbeitssucht nicht allgemeingültig definiert ist. Und: Nicht jeder, der exzessiv arbeitet, ist süchtig.
„Vielmehr geht es darum, dass einen die Arbeit nicht mehr loslässt und man meint, die Welt bricht zusammen ohne die eigene Leistung“, erklärt Diplom-Psychologe Stefan Poppelreuter, der Bücher zum Thema veröffentlicht hat. Psychologische Studien zeigen, dass Betroffene sich unwohl fühlen, wenn sie nicht schuften.
Arbeiten wird zunächst als Hochgefühl erlebt, macht aber schleichend krank: Burnout. Es kommt immer öfter zu Konzentrationsstörungen, das Hochgefühl – typisch für Sucht – stellt sich immer seltener ein und nur kurz. Der Arbeitssüchtige strengt sich immer mehr an, die Arbeit zu schaffen, redet sich noch lange die Situation schön.
Immer häufiger wird der Betroffene krank. Bekommt Kopfschmerzen, Magendruck, ein Magengeschwür, Schlafstörungen. „Das kann sehr dramatisch sein, mit Zusammenbruch, totaler Erschöpfung und Herzinfarkt“, warnt Werner Gross, Mitgründer des Psychologischen Forums Offenbach. Arbeit ist oft eine Flucht vor anderen Konflikten im Leben. „Vielen fehlt die innere Erfüllung“, sagt Gross. Freunde und Verwandte erkennen die Arbeitssucht oft daran, dass der Betroffene geistig kaum mehr anwesend ist und nicht richtig zuhört. Langfristig bleibt Betroffenen nichts anderes übrig, als ihren Lebensstil zu ändern. Es geht darum, innerlich aufzuräumen, sodass der Job nicht mehr Kompensation ist.