

Ängste, die über das normale Maß hinaus gehen, sind zudem daran erkennbar, dass man unter ihnen leidet und sie einen im Alltag beeinträchtigen. Sie verhindern, dass man z.B. seinen Job adäquat ausüben oder seine Freizeit so genießen kann, wie man es sich wünscht.
Als Sonderfall für spezifisches Angsterleben gelten Panikattacken, die relativ weit verbreitet sind. Charakteristisch für eine Panikattacke ist, dass sie eine klar abgrenzbare Episode besonders starker Angst darstellt. Sie tritt plötzlich auf und wird meist von spezifischen körperlichen Symptomen begleitet, z.B.
- starkem Herzklopfen
- Schwitzen
- Schmerzen
- Atemnot
- Schwindel
Oft gehen auch typische Befürchtungen mit diesen Gefühlen einher: z.B. Angst, einen Herzinfarkt zu bekommen, ohnmächtig zu werden oder zu sterben.
Wenn sich solche Panikattacken wiederholen und sie mit Sorgen über mögliche weitere Attacken einhergehen („Angst vor der Angst“) ist meist eine professionelle Unterstützung sinnvoll. Oft gehen diese starken Ängste auch mit einer Veränderung des eigenen Verhaltens einher: bestimmte Situationen werden z.B. vermieden oder man sagt Verabredungen oder Meetings ab. Wenn diese Faktoren zusammenkommen, spricht man auch von einer Panikstörung.

Panikattacken können aber nicht nur unerwartet auftreten, sondern auch wiederholt in spezifischen Situationen: z.B. im Zug, beim Zahnarzt, vor Prüfungen, während Präsentationen oder bei Kontakt mit bestimmten Tieren.
In einem gewissen Ausmaß sind Ängste in solchen spezifischen Situationen vielen Menschen bekannt. Auch hier gilt: wenn der Betroffene das Gefühl hat, dass sie/er durch die auftretende Angst daran gehindert wird, persönliche Ziele zu erreichen und darunter leidet, geht die Angst über ein normales Maß hinaus. Interessant ist für Betroffene und Angehörige meist, wie es zur Entstehung der Ängste gekommen ist: Warum habe ich diese Gefühle, die mir das Leben so schwer machen und warum gehen sie nicht mehr weg? Konkrete Entstehungsfaktoren können nur für jede Person individuell herausgearbeitet werden. Es gibt aber auch viele wissenschaftliche Studien, die sich der Frage der Angstentstehung widmen.
Gemeinsames Ergebnis dieser Studien ist, dass an der Entstehung häufig sowohl biologische (z.B. genetische Veranlagung) als auch psychologische (z.B. früh erworbene Denkstile, Perfektionismus) und umweltbezogene (z.B. negative Erlebnisse, schlechte Erfahrungen) Faktoren beteiligt sind. Diese erhöhen die Wahrscheinlichkeit für das Auftreten von Ängsten. Man geht weiterhin davon aus, dass der eigentliche Ausbruch der Angst oft durch aktuelle oder chronische Belastungen zu erklären ist. Wichtig ist, dass es sich hierbei sowohl um positive (z.B. anstehende Hochzeit, Geburt eines Kindes) als auch negative Stressfaktoren (z.B. erhöhte Arbeitsbelastung, wichtige Präsentation, Krankheit oder Verlust eines Angehörigen), handeln kann.
Oft ist professionelle Unterstützung durch Psychotherapeut:innen hilfreich, um den Teufelskreis aus Angst, Beeinträchtigung, Vermeidungsverhalten und Reduktion von Lebensqualität zu durchbrechen. In vielen Fällen ist eine ambulante Psychotherapie mit einer Sitzung pro Woche zu empfehlen.
Wenn sich Ängste generalisiert haben und der Alltag kaum noch bewältigbar erscheint, kann auch eine tagesklinische oder stationäre Therapie in einem Krankenhaus zunächst der beste Behandlungsansatz sein.
Innerhalb der Psychotherapie kann man verschiedene Richtungen unterscheiden. Von den Krankenkassen werden die Verhaltenstherapie, die tiefenpsychologisch fundierte und die psychoanalytische Psychotherapie bezahlt, da ihre Wirksamkeit durch eine ausreichende Anzahl an wissenschaftlichen Studien belegt ist. Welche Therapie im Einzelfall sinnvoll ist, kann erst in einem ausführlichen Diagnostiktermin geklärt werden. Wenn der Leidensdruck des Betroffenen besonders stark ist, kann eine Psychotherapie auch von einer medikamentösen Therapie begleitet werden. Von einer alleinigen Therapie mit Medikamenten ist jedoch meist abzuraten, da der Behandlungserfolg zwar oft schnell eintritt, aber nicht dauerhaft anhält.
Nach mehreren Diagnostiksitzungen, in denen die individuellen Symptome und Hintergründe erfasst werden, folgt die Therapiephase, in der die herausgearbeiteten Erkenntnisse konkret bearbeitet werden. Dies kann beinhalten, Belastungsfaktoren zu analysieren, Veränderungsmöglichkeiten zu erarbeiten, eigene Ressourcen zu stärken, biografische Erlebnisse zu bearbeiten und Vermeidungsverhalten zu durchbrechen. Wenn Ängste und Angststörungen mit professioneller Unterstützung behandelt werden, können sie mit hoher Wahrscheinlichkeit effektiv und langanhaltend reduziert werden, sodass sie keine Beeinträchtigung im Alltag mehr darstellen.