Symptome
Produktives, perfektionistisches und sorgfältiges Arbeiten ist für Betroffene einer anankastischen Persönlichkeitsstörung von größtem Wert. Der Zwang, Aufgaben bis ins kleinste Detail formvollendet und fehlerfrei zu erledigen, führt häufig dazu, dass sie das größere Ziel aus den Augen verlieren und effizientes Arbeiten unmöglich wird. Freizeit bereitet Betroffenen der psychischen Erkrankung eher Stress, da auch Hobbys dem eigenen Perfektionismus und der überhöhten Selbstkritik, der anankastischen Persönlichkeitsstruktur, verfallen.
Folgende weitere Anzeichen können Symptome einer zwanghaften Persönlichkeitsstörung sein:
- Unflexible Moralvorstellungen
- Starre Sichtweisen
- Erhöhtes Kontrollbedürfnis
- Schwierigkeiten beim Delegieren von Aufgaben
- Konflikte in der zwischenmenschlichen Interaktion
- Unbegründete extreme Sparsamkeit
- Sammeln & Horten von materiellen Gegenständen
Ursachen
Oftmals prägen frühere Erfahrungen die anankastische Persönlichkeitsstruktur. Betroffene der psychischen Störung haben als Kind häufig eine strenge und kontrollierende Erziehung erfahren, in der Regeln und Bestrafungen eine übergeordnete Rolle spielten. Die kindlichen Bedürfnisse nach Zuwendung und Autonomie, sowie Freude beim Spielen wurden eher vernachlässigt und die Störung der Persönlichkeit somit begünstigt.
Meist leben Bezugspersonen die perfektionistischen Moralvorstellungen vor und vermitteln dem Betroffenen schon früh, dass sie zu jeder Zeit nach Leistung und Erfolg streben sollten. Anerkennung und Zuwendung gekoppelt an erbrachten Erfolg können eine zwanghafte Persönlichkeitsstörung weiterhin begünstigen.
Zwar vermitteln Betroffene den Menschen in ihrem Umfeld ein zwanghaftes Verhalten, sie selbst empfinden ihre Handlungen jedoch nicht als störendes oder unpassendes Persönlichkeitsmerkmal. Die zwanghaften Züge sind nicht zu verwechseln mit einer Zwangsstörung, bei der Betroffene die eigenen Zwangsgedanken oder -handlungen ebenfalls als einschränkend und störend wahrnehmen. Im Gegensatz zur Zwangsstörung wird das eigene Verhalten demnach als stimmig zur eigenen Persönlichkeit wahrgenommen.
Die Diagnostik dieser Form der Persönlichkeitsstörung setzt demnach ein behutsames und verständnisvolles Verhältnis zwischen Betroffenem und Therapeut:in voraus, um zunächst die Krankheitseinsicht zu stärken. Umfassende Aufklärungsarbeit über die Indikation selbst ist von besonderer Wichtigkeit. Wir richten uns zudem nach leitlinienorientierten Testinstrumenten wie dem strukturierten klinischen Interview (SKID), um eine vollständige und möglichst genaue Diagnose der psychischen Störung zu stellen.
Psychoedukation
Wie auch bei anderen Ausprägungen der Persönlichkeitsstörung ist die Rolle der Psychoedukation bei der anankastischen (zwanghaften) Persönlichkeitstörung von zentraler Wichtigkeit. Das starke Kontrollbedürfnis Betroffener kann die Krankheitseinsicht verkomplizieren, sodass ein besonders verständnisvolles und wertfreies therapeutisches Verhältnis gefragt ist.
Die umfassende Aufklärung seitens des/der Therapeut:in über das eigene Krankheitsbild kann ein besseres Bewusstsein für die Symptomatik und die Folgen erzielen und auch im Kreise der Angehörigen erste Erleichterung verschaffen. Die Psychoedukation schafft daher zunächst die Voraussetzungen für eine erfolgreiche Behandlung.
Psychotherapie
In der Psychotherapie werden gemeinsam die zwanghaften Verhaltensmuster und die dadurch bestehenden Probleme in zwischenmenschlichen Beziehungen und im Alltag ergründet. Die erlernten Muster im Umgang mit bestimmten Situationen können durch die zielgerichteten psychotherapeutischen Sitzungen langfristig abgeschwächt werden.
Im Zuge der Psychotherapie greifen wir unter anderem auf folgende Ansätze zurück:
- Tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie
- Schematherapie
- (Kognitive) Verhaltenstherapie
- Akzeptanz- und Commitmenttherapie
Adjuvante Verfahren
Unterstützende Fachtherapien wie körperzentrierte und Kreativtherapien können wir für die ganzheitliche und nachhaltige Genesung in Ihre Behandlung integrieren.
Folgende adjuvante Therapieverfahren bieten wir Ihnen an:
- Sport- und Physiotherapie
- Kunsttherapie
- Musiktherapie
- Entspannungsübungen (u. a. Autogenes Training)
- Vorträge bspw. zum Thema "Lern- und Beziehungserfahrungen"
- Achtsamkeitspraktiken
Angehörige
Die Erkrankung kann ebenso für Angehörige und Partner:innen belastend und kräftezehrend sein. Der Einbezug in die therapeutischen Sitzungen oder gar die eigene Inanspruchnahme einer Therapie kann demnach auch für das Umfeld und die Beziehungen sinnvoll sein.
Insgesamt kann das Verständnis der Erkrankung nicht nur aufseiten des Betroffenen, sondern ebenso auf Seiten der Angehörigen den Umgang mit der Symptomatik erleichtern. Negative Folgen können gemildert und der Behandlungserfolg langfristig gestärkt werden.
Unterschiedliche Geschichten, Biografien und Ausprägungen der Persönlichkeitsstörung sollten individuell betrachtet und behandelt werden. Unser ganzheitliches Therapiekonzept beachtet deshalb die Symptomatik eines jeden Einzelnen und realisiert eine zielgerichtete und multimodale Behandlung bei einer zwanghaften Persönlichkeitsstruktur.
"Bei der Therapie von Persönlichkeitsstörungen jeglicher Ausprägung ist kompetente und schnelle Unterstützung gefragt. Für eine genaue Einschätzung der Symptome und die weitere Vorgehensweise im Behandlungsprozess kontaktieren Sie mich gerne und vereinbaren Sie ein Beratungsgespräch für unsere Privatklinik."